Anzeiger für Luftqualität

Flechte auf beschnittenem Ast. - Foto: Agnes Pahler
Flechte auf beschnittenem Ast. - Foto: Agnes Pahler

Sind Flechtenkrusten auf der Borke unbedenklich oder schaden sie dem Baum, wenn man sie nicht abbürstet? Das fragen sich viele Obstbaumbesitzer, die den jährlichen Pflegeschnitt schnell hinter sich bringen müssen. Arbeitszeit und -kraft muss niemand für die Bekämpfung von Flechten hergeben. Denn sie wachsen nur oberflächlich auf der Borke. Sie dringen nicht ins Holz ein und schädigen nicht.

 

Oft werden Flechten dafür verantwortlich gemacht, dass ein Baum nicht mehr gut wächst. Die Argumentation geht aber anders herum: Weil der Baum alt wird oder mit einem anderen Problem wie Trockenheit oder Pilzbefall zu kämpfen hat, läuft das jährliche Dickenwachstum nicht mehr so gut ab. Wenn sich andererseits Ast oder Stamm um einen nennenswerten Baumring verdicken, werden aufsitzende Flechten abgestoßen. 

 

Flechten entstehen aus einer engen Lebensgemeinschaft zwischen einer Alge und einem Pilz. Gemeinsam überdauern sie auf kargen Oberflächen wie Felsen oder Holz. Der Pilz nimmt Wasser und Nährstoffe aus der Umgebung auf, die Alge kann mithilfe von Chlorophyll Fotosynthese betreiben und liefert damit Speicherstoffe in Form von Zucker. Flechten reagieren sehr sensibel auf Schadstoffe. Sie sind dadurch wichtige Indikatoren für Luftschadstoffe und Schwermetalle. Man findet sie seltener in der Stadt, dafür größer und häufiger im Wald. Entlang von Autobahnen werden Kulturkästen mit Flechten aufgestellt, um die Luftqualität zu kontrollieren. Wenn an unseren Bäumen Flechten wachsen, können wir das als gutes Zeichen sehen.